Bindungsformen von Mineralstoffen "for beginners"
erklärt am Beispiel Magnesium
Der Markt wird überschwemmt von Magnesiumpräparaten und der bemühte Endverbraucher steht jetzt vor dem großen Rätsel:
Welches ist denn nun das „Richtige“???
Zunächst müssen wir uns einmal darüber im Klaren sein, dass wir einen anorganischen (Mikro-) Nährstoff (mangels Kohlenstoffatomen ist er nicht „lebendig“ ) für einen lebenden Organismus verfügbar machen müssen. Gar nicht so einfach und eine komplizierte biochemische Angelegenheit, welche hier ganz sicher nicht bis ins letzte Detail beleuchtet werden soll.
Fakt ist nur: Unser Körper braucht auch solche (Mikro-)Nährstoffe und „irgendwie müssen die da hinein und auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden“.
Beginnen wir also mit einer anderen Frage, nämlich der nach der BIOVERFÜGBARKEIT.
Der geneigte Leser wird sich jetzt denken: ‚MUSS ich das jetzt auch noch wissen?‘ oder ‚Was bitte ist das?‘
Sorry, ABER das ist zunächst mal der Teil, welcher uns in der absoluten Praxis interessiert.
„Die Bioverfügbarkeit ist eine pharmakologische Messgröße für den Anteil eines Wirkstoffes, der unverändert im Blutkreislauf zur Verfügung steht. Sie gibt an, wie schnell und in welchem Ausmaß der Stoff … aufgenommen (resorbiert) wird und unverändert am Wirkort zur Verfügung steht…“ (Quelle Wikipedia Stand 09/24)
Ganz einfach ausgedrückt: Wie viel und wie schnell kommen die (Mikro-)Nährstoffe dessen, was ich gerade gegessen (oder auch getrunken) habe in meinem Blutkreislauf an.
Damit die Sache (hoffentlich) etwas einfacher zu verstehen ist, nehmen wir hier mal das Mengenelement Magnesium als Beispiel.
Die unterschiedlichen Magnesiumverbindungen lassen sich in zwei Gruppen aufteilen:
organisch gebunden
Magnesium, welches an eine organische Substanz, sprich einen Stoff, der in der Natur hergestellt wird, gebunden ist.
In diesen Verbindungen ist die Menge des sogenannten elementaren (Menge des „reinen“ Minerals) Magnesiums sehr gering, allerdings werden diese Verbindungen viel besser vom Körper aufgenommen (Bioverfügbarkeit)
Beispiel:
Magnesiumcitrat = 16mg Magnesium + 84mg Zitronensäure (Citrat) = 100g Rohmaterial
· Magnesiumbisgylcinat
· Magnesiumcitrat
· Magnesiummalat
· Magnesiumtaurat
· Magnesiumascorbat
Magnesiumbisglycinat (auch Magnesiumchelat genannt)
Eine Verbindung zwischen Magnesium und der Aminosäure Glycin.
Sie ist am besten von allen Verbindungen resorbierbar.
Da sie an eine Aminosäure gebunden ist, muss sie nicht über die üblichen Resorptionswege gehen und eben auch nicht mit anderen Mineralstoffen um die Aufnahme in die Blutbahn konkurrieren.
Glycin schützt die empfindlichen Schleimhäute des Verdauungstraktes vor Reizungen durch das Magnesium und gilt daher als besonders gut verträglich. Diese Verbindung kann auch nicht durch sogenannte Anti-Nährstoffe (z.B. Phytinsäure) gebunden werden und gilt daher als die beste Option eine langfristige bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten und auch Mängel in diesem Bereich zu korrigieren.
Magnesiumcitrat, -malat und -taurat
Diese Verbindungen sind wiederum gekoppelt an organische Säuren, welche auch in unserem Körper vorkommen und werden daher ebenfalls leicht absorbiert.
Magnesiumascorbat
Hier ist die Namensgebung etwas irreführend. Wir reden hier über eine Form von VitC. Es wird hauptsächlich VitaminC geliefert und nur etwas Magnesium.
Magnesiumcarbonat
Die Form, welche in unseren Knochen vorkommt.
Allerdings in dieser Bindungsform sehr schwer und vor allem langsam vom Körper (aufgrund der geringen Löslichkeit) resorbierbar.
anorganisch gebunden
Magnesiumformen, welche relativ viel elementares Magnesium enthalten, aber weniger gut resorbiert (vom Körper aufgenommen) werden.
· Magnesiumcarbonat
· Magnesiumsulfat
· Magnesiumchlorid
· Magnesium(hydr)oxid
Magnesiumsulfat, -chlorid, -hydroxid und -oxid
Diese Verbindungen werden vom Körper schlecht aufgenommen.
Sie können in höheren Dosierungen abführend wirken, welches sich wiederum negativ auf den gesamten Mineralstoffhaushalt des Körpers auswirkt.
Zu einer dauerhaften Deckung des Bedarfs an diesem Mengenelement oder gar dem Ausgleich von Mängeln daher nicht geeignet.
Zu beachten ist allerdings auch bei organischen (Magnesium-)Verbindungen, dass der richtige Synergist im Produkt enthalten ist.
Einfach ausgedrückt: Ein „Taxi". Jemand der die Verbindung dorthin bringt, wo sie hin soll.
Sinnvolle Transportmittel für diesen absoluten Balanceakt von Mutter Natur sind hier vermutlich Kräuter.
Es heißt schließlich nicht umsonst „Es ist gegen alles ein Kraut gewachsen.“.
Im Umkehrschluss ist eben auch „FÜR alles“ ein Kraut gewachsen, wie z.B. die chinesische Medizin seit fast 5.000 Jahren unter Beweis stellt.
Zusammenfassend und wirklich einfach erklärt:
Leide ich z.B. an einer richtig miesen Verstopfung und möchte hier ganz schnell "eine Lösung", werde ich wohl kaum zu organischen Magnesiumverbindungen greifen, sondern eher zu einer vermeintlichen „Überdosis“ an Oxidverbindungen. Die helfen meiner verspannten Muskulatur zwar nicht und ich betreibe damit lediglich Symptombekämpfung, ABER die lösen die akute Verstopfung.
Möchte ich z.B. etwas gegen meine latent verspannte Muskulatur unternehmen,möchte in puncto Verstopfung vorbeugend tätig werden und mich obendrein einfach "wohl in meiner Haut" fühlen, dann sind organische Verbindungen einfach die sinnvollere Alternative.
Ein lebender Organismus benötigt Mineralstoffe übrigens nicht kiloweise, sondern wir reden über Milligramm (1g = 1.000mg). In eben diesem verschwindend geringen Maße sind sie auch nur im Körper (pro kg Lebendgewicht) vorhanden.
In der Deklaration eines Produktes findet man diese Angaben unter:
Wie immer: Ich habe versucht hier alles sehr einfach und verständlich zu erklären. Jeder studierte Chemiker bricht vermutlich in schallendes Gelächter aus, aber wichtig ist mir nur, dass es der Leser (welchen Bildungsstandes auch immer) versteht und verinnerlicht.
Text: Susanne Uekermann-Vetter, September 2024
Foto: iStock